Wir alle kennen das Gefühl der Angst.
Wir kennen auch die unterschiedlichen Facetten von Angst – die „kleine“ Alltagsangst, die uns erwischt, wenn wir feststellen, dass wir Besuch erwarten und nichts zu Essen im Haus haben. Die existentielle Angst, die wir manchmal spüren, wenn wir Kritik von unserem Chef bekommen und uns plötzlich vorstellen, was wäre, wenn wir unseren Job verlieren würden. Die Angst um unsere Lieben. Die Angst vor dem Unbekannten, vor großen Veränderungen. Die Angst vor großen, wilden Tieren …
Und dann ist da noch diese andere Angst, diese tiefe Angst in uns, die irgendwie so ganz ruhig und tief in uns schlummert und nur hier und da immer mal wieder zum Vorschein kommt: die Angst davor komplett und auf ganzer Strecke zu versagen! Die Angst davor, etwas unserer Meinung nach grundlegend Wichtiges nicht zu schaffen – und dann, weil wir etwas nicht schaffen, weil wir versagen, plötzlich allein zu sein. Die Angst davor, einfach nicht gut genug zu sein und dann von allen verlassen zu werden, weil wir es eben einfach nicht wert sind, dass jemand bei uns bleibt, wenn wir diese grundlegend wichtigen Dinge nicht schaffen! Und somit die Angst davor, völlig verloren, ungeliebt und alleingelassen zu sein. Vielleicht sogar die Angst davor, dann, wenn wir so verloren und alleingelassen sind, weil wir eben nichts geschafft haben, dann gar nicht mehr richtig zu existieren.
Fühl mal einen Moment in dich rein; schließe deine Augen und fühle mal gaaanz tief in dich hinein. Findest du da irgendwo so eine Angst? So eine Angst davor zu versagen? Und dann, weil du versagt hast, nicht mehr geliebt zu werden? Und dann, weil du nicht mehr geliebt bist, allein zu sein? Und dann, weil du allein bist, vollkommen verloren zu sein? Und dann weil du vollkommen verloren bist, dieses Gefühl zu haben, gar nicht mehr richtig zu existieren? Gehe da mal durch und fühle mal in dich hinein, wie weit du diesen Ängsten folgen kannst? Kannst du bis zum Ende mitfühlen? Hört es bei dir bei der Angst vor dem Alleinsein auf? Schau einfach mal hin. Wenn du nicht weiterkommst, kannst du dich fragen “Was wäre denn das Schlimmste daran?” (zB. “Was wäre denn das Schlimmste daran, allein zu sein? Dann wäre ich nicht mehr geliebt – und was wäre das Schlimmste daran, nicht mehr geliebt zu sein? Dann wäre ich ja vollkomen verloren!” Usw. usw.) Und wenn du angekommen bist, dann weißt du: hier liegt deine Ursprungsangst.
Die Ursprungsangst
Was das heißen soll, die Ursprungsangst?
Nehmen wir das Bild eines Kartenhauses: ganz unten sitzt die Angst davor allein zu sein – oben drauf sitzen die Ängste „Ungeliebt sein“ und „Ausgeschlossen sein“, darüber liegen die Ängste „Ausgelacht werden“ „Verurteilt werden“ und darüber liegen vielleicht noch die Ängste davor „blöde Sprüche wegen meiner Kleidung/Körperform/Aussehen zu bekommen“.
Die Angst davor, blöde Sprüche wegen dem eigenen Aussehen zu hören zu bekommen ist natürlich eine ernstzunehmende Angst, die ich hier nicht kleinreden möchte, aber sie ist sozusagen nur die Spitze des Eisbergs – darunter liegt so viel mehr. Bis ganz unten die Ursprungsangst liegt. Und wenn wir die bearbeiten und anschauen, dann bricht das Kartenhaus (oder der Eisberg) zusammen und alle Ängste, die hier aufeinander aufbauen, zerfallen.
Der Umgang mit der Angst
Wenn wir anfangen uns mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen, dann ist das oben erklärte „graben“ nach der Ursprungsangst ein wahnsinnig hilfreicher erster Schritt. Wieso das so ist? Weil wir uns hier zunächst einmal bewusst machen, dass die Angst, die wir im Alltag haben (z.B. nicht wieder schwanger zu werden) gar nicht ALLES ist und wir sie somit ein wenig in eine andere Perspektive rücken können. Wir sind nun nicht mehr „gezwungen“ uns nur auf diese Angst zu konzentrieren, sondern können uns das gesamte Paket anschauen und somit alles wie ein bisschen aus der Vogelperspektive sehen. Und wir können vielleicht sogar jetzt schon verstehen, woher diese Angst, die wir im Alltag spüren WIRKLICH kommt. Vielleicht braucht es dafür aber auch noch ein bisschen mehr.
Der Angst auf der Spur
Viele von uns kommen schon sehr weit und sehr tief, wenn wir uns einfach bewusst hinsetzen, die Augen schließen und das oben erklärte “graben nach der Angst” machen. Einige von uns kommen aber einfach nicht besonders weit, weil da einfach zu viel in uns ist, was den Zugang zu unserer Urangst noch versperrt. Das ist völlig in Ordnung. In diesem Fall ist es sehr hilfreich, sich mit jemandem zusammenzusetzen, der einen auf dem Weg zur Ur-Angst begleiten kann, anleiten kann und einen sicheren Raum und Rahmen dafür bietet. Das kann ein Therapeut sein, dass kann in einer Hypnose-Sitzung passieren oder auch in einer Klopftherapie. Ich mache in meinen Theta Healing Sitzungen ebenfalls genau das.
Der Umgang mit der Ursprungs-Angst
Wenn wir die Ursprungs-Angst gefunden haben und somit eine neue Perspektive auf das große Ganze einnehmen können, können wir uns mit dieser Angst auseinandersetzen. Auch hierfür gibt es wieder verschiedenen Möglichkeiten. Ich möchte dir eine Übung mitgeben, die du für dich selbst nutzen kannst. Wenn du aber das Gefühl hast, es wäre sinnvoll, hier mit einem Experten zusammenzuarbeiten, empfehle ich dir unbedingt dies auch zu tun. Das kann eine Theta Healing Sitzung bei mir sein oder eine Sitzung bei einer Therapeutin deines Vertrauens.
Übung für den Umgang mit der Ur-Angst
Frage dich zunächst noch einmal: wovor möchte die Ur-Angst dich schützen? Vor welcher (erneuten) Erfahrung? Vor welchem Schmerz? Mache dir somit nochmal die „Aufgabe“ dieser Angst bewusst (z.B. die Angst davor, allein zu sein, möchte dich davor schützen, die Erfahrung des Allein-Seins zu machen und sorgt daher dafür, dass du in deinem Leben Strategien entwickelst die sicherstellen, dass du nicht aus einer Gruppe ausgeschlossen wirst und dich immer anpasst, so dass alle dich irgendwie mögen).
Mache dir auch bewusst, auf welche Art und Weise deine Angst dich davon abhält, das Leben zu führen, das du dir wünschst. Was machst du auf Grund dieser Angst NICHT? (z.B. du passt dich immer deinem Umfeld an, um nicht anzuecken und lebst somit aber gar nicht dein wahres Potential aus)
Nun konzentriere dich auf die Angst in deinem Körper, achte darauf, wo genau du sie spürst. Schließe deine Augen und atme für 90 Sekunden intensiv in diesen Teil deines Körpers und lasse zu, die Angst ganz zu spüren. Sie darf da sein. Du bist sicher und du darfst sie jetzt zulassen und spüren.
Mache dir bitte jetzt folgendes bewusst: Solange wir unsere Ängste ignorieren und nicht hinsehen wollen, bleiben sie in unserem Körper gespeichert. Dadurch dass du deine Angst bewusst zulässt und fühlst, kannst du dich von ihr lösen und sie transformieren.
Während du deine Angst nun in deinem Körper spürst, versuche, ihr gegenüber ohne Bewertung zu sein. Nimm sie einfach nur wahr.
Jetzt kannst du dich liebevoll bei deiner Angst bedanken. Davor, dass sie dich schützen möchte – vor der Erfahrung, die du nicht (nochmal) machen möchtest. Mache dir hier nochmal bewusst, vor welcher Erfahrung sie dich schützt.
Sage deiner Angst nun ganz bewusst, dass sie dich nun nicht länger schützen braucht, weil du bereit bist, deinen eigenen Weg zu gehen. Sage ihr dies liebevoll und bestimmt und meine es wirklich ehrlich (z.B: “Liebe Angst, du möchtest mich vor dem Alleinsein schützen und das ist sehr lieb von dir. Aber ich entscheide mich nun trotzdem meinen eigenen Weg zu gehen und zu mir selbst zu stehen, auch wenn dies bedeutet, dass manche Menschen mich nun vielleicht nicht mehr mögen. Ich bin stark genug dafür und ich bin bereit, dich gehen zu lassen und zu mir selbst zu stehen!”).
Zusätzlich kannst du die folgende Fantasiereise machen und lasse deine Angst dabei loslassen:
Setz dich bequem hin, schließe deine Augen, lass deinen Rücken gerade sein und deinen Atem kommen und gehen – Beobachte deinen Atem, wie er kommt und geht, ganz von allein – Und dann stell dir vor, du stehst auf einer wunderschönen wilden Wiese – Sieh alles, was es da zu sehen gibt, die Blumen, die Gräser, die Farben, der Himmel über dir – Nimm auch die Gerüche wahr – Höre die besonderen Geräusche – Lausche auch der Stille – Und nun siehst du vor dir einen kleinen Sandweg – deine Füße berühren den Sand und es fühlt sich warm und gut an – folge diesem Weg – Spüre den Sand unter deinen Füßen und die Wärme um dich herum – Es geht dir sehr gut – Du bist hier an einem friedlichen Ort – Folge dem Weg – Du siehst einen wunderschönen, glitzernden Fluss und gehst auf ihn zu – Nun stehst du an dem Fluss, das Wasser treibt an dir vorbei – Hier und da siehst du einzelne kleine Wellen – Auf der gegenüberliegenden Seite siehst du Bäume, die Äste schaukeln sanft im Wind – Was für ein friedlicher, wunderschöner Ort – Der blaue Himmel, die grünen Bäume, das Wasser, das den Himmel spiegelt, die grüne Wiese auf der du stehst und die kleinen Blumen hier und da – Nun stellst du fest, dass du ein kleines Boot in der Hand hältst – Es ist ein kleines weißes Boot aus Holz – Du schaust dieses Boot an und du weißt, es kann etwas von dir davontragen, etwas was du loslassen willst – Dir fällt nun ein, welches Gefühl du heute gerne ziehen lassen möchtest; es ist deine Angst – Du nimmst dieses Gefühl nun wahr – Du sagst deinem Gefühl: du hast mich bis hierher begleitet, aber jetzt brauche ich dich nicht mehr, meine Angst, du darfst nun mit diesem kleinen Boot über den Fluss davonfahren – Nun gehst du nahe an den Fluss heran und kniest dich hin – Du nimmst das kleine Boot und du spürst; deine Angst ist nun in diesem Boot – Du nimmst deutlich wahr, wie dein Gefühl nun in dem kleinen Holzboot ist – Und nun nimmst du das Boot und lässt es ins Wasser gleiten – Die Strömung nimmt dein Boot langsam mit und es fließt den Fluss entlang – Du schaust ihm hinterher und du spürst, wie sich deine Angst immer weiter entfernt – Du fühlst dich plötzlich ganz frei, ganz leicht – Es fühlt sich gut an, so ohne dieses Gefühl – Ganz leicht und frei gehst du nun wieder zurück – und kommst wieder hierher zurück in den Raum – bewege deine Hände und deine Füße – und sei wieder hier, erfrischt und wach.
Zuletzt kannst du noch aus dem “Gespräch” mit deiner Angst eine Positive Affirmation für dich ziehen: Je nachdem, was du deiner Angst gesagt hast, kann das z.B. etwas sein wie “Ich erlaube mir, zu mir selbst und meinen Bedürfnissen zu stehen!” oder “Ich vertraue in meine eigene Kraft und Stärke!” oder etwas ganz anderes. Diese Affirmation kannst du dir nun auch sehr gerne aufschreiben und dir jeden Tag laut selbst sagen.