Mimi – Fehlgeburt 2020
Ich war zum ersten Mal schwanger. Vier Monate nach unserer großartigen Hochzeit hielten wir einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Ein überwältigendes Gefühl, welches mich direkt zu Tränen rührte. Mein Mann hat sofort seine Mama angerufen und von unserem ereignisreichen Samstagmorgen erzählt. Auch bei ihr flossen Freudetränen.
Ich war während der Zeit als ich schwanger war, extrem müde und meine Brüste schmerzten oft sehr. Ansonsten ging es mir aber sehr gut; keine Übelkeit, kein Schwindel etc.
Ich habe meinen Mann von Beginn an gesagt, dass in den ersten 12 Wochen viel passieren kann – aber das es einen selbst trifft, davon geht man ja nicht aus. Also war unsere Freude riesig! Mein Mann hat ein paar süße Babykleidchen bestellt, ich habe ihm ein paar süße Baby-Sneakers geschenkt, da wir beide super gerne Sneakers tragen und unser kleine Bauchzwerg dann auch welche haben soll.
Zwischendurch beschlich mich immer wieder mal das Gefühl “Hoffentlich ist alles gut mit dem kleinen Wunder in meinem Bauch” … All meine Freundinnen rund um mich herum, wurden super unkompliziert schwanger, hatten eine ziemlich unkomplizierte Schwangerschaft und neun Monate später ein gesundes kleines Wunder in den Armen.
Wieso also, sollte ich das nicht “können”?
Dann kam die erste Untersuchung bei der Frauenärztin, ich war in der 9. SSW und war extrem aufgeregt … “Das ist ein absolut großartiger Moment, wenn du das erste Mal das Herzchen schlagen siehst” – haben mir meine Freundinnen gesagt … Und dann das; ich sitze bei der Frauenärztin auf dem Stuhl, sie macht den Ultraschall, zeigt mir den kleinen Embryo und sagt dann: “Es tut mir leid, ich sehe keinen Herzschlag. Der Embryo hat wahrscheinlich vor 2-3 Tagen aufgehört sich weiter zu entwickeln und hat nun keinen Herzschlag mehr”.
Mir fiel der Boden unter den Füßen weg. Ich war so geschockt, ich konnte im ersten Moment nicht einmal weinen. Unser Baby lebt nicht mehr, der riesengroße Traum von unserem kleinen Baby – jäh zerplatzt.
Ich habe mich bei der Frauenärztin wieder angezogen und mich ins Besprechungszimmer gesetzt. Sie hat mir angeboten, die Nachricht erstmals setzen zu lassen und am nächsten Tag wiederzukommen. Aber das hätte mich verrückt gemacht. Ich musste JETZT wissen was passiert und wie es weitergeht. Mir wurde gesagt, dass ich entweder warten könne, bis mein Körper den Embryo irgendwann von selbst abstößt oder die Möglichkeit in Anspruch nehmen, ein Medikament einzunehmen, welches dann die Ausstoßung vorantreibt. Da haben sich in meinem Kopf Bilder wie aus einem Horror-Film abgespielt: unendliche Schmerzen, Blutungen, Tränen etc. Dies wollte ich auf keinen Fall. Die letzte Möglichkeit wäre, eine Ausschabung, diese erfolge im Krankenhaus unter Vollnarkose. Ich habe mich dafür entschieden.
Die Ärztin hat daraufhin gesagt, sie werde sofort das Krankenhaus anrufen und einen Termin für mich anfragen – ich würde dann kontaktiert werden. Dann sagte sie noch einmal, dass es ihr leidtut und hat sich von mir verabschiedet. Ich ging aus der Praxis, setzte mich ins Auto und rief meinen Mann an; der war gerade beruflich unterwegs und auf der Heimreise. Unter Tränen habe ich ihm von der letzten, wohl schlimmsten halben Stunde meines Lebens berichtet. Er war sehr gefasst, hat mich aufgefangen und ein wenig beruhigt. Dann bin ich nach Hause gefahren, ins Büro konnte ich in dieser Verfassung keinesfalls.
Eine Hebamme an die ich mich hätte wenden können, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Wir hatten zu zwei Hebammen Kontakt, welche uns beide erst nach der 12. Woche treffen und persönlich kennen lernen wollten.
In dem Moment, als ich von der traurigen Nachricht erfahren habe, ist in mir eine Welt zusammengebrochen. Ich wusste ja, dass bis zur 12. Woche viel passieren kann (und auch später noch). Aber dass ich nun selbst betroffen bin, hat mich sehr getroffen. Wir haben uns so unendlich auf unser kleines Wunder gefreut und ich war sooo bereit für diese Schwangerschaft. Die ersten beiden Tage waren sehr schlimm. Ich habe viel geweint und war so traurig. Mein wundervoller Mann und ich haben viel geredet, wir haben uns gesagt, dass die Natur dies regelt, wenn ein Embryo nicht lebensfähig oder das Kind später schwer krank sein würde. Wir wussten, dass die Fehlgeburt noch relativ früh passiert ist, und trotzdem hat es sehr weh getan. Der Gedanke, dass wir aber auf natürlichem Weg schwanger wurden, hat uns ein bisschen getröstet und Zuversicht geschenkt. Mein Mann war eine riesen Stütze für mich und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Die OP war dann für den Donnerstag eine Woche später angesetzt worden. Eine ganze Woche lang habe ich den toten Embryo in mir getragen, der Körper hat weiterhin gearbeitet als wäre alles intakt und als wäre ich immer noch “normal” schwanger – während der Kopf wusste, dass es nicht so ist. Diese Woche war nicht leicht. Trauer, Abschied nehmen, sich mit dem, was passiert ist auseinandersetzen, Zuversicht schöpfen, Angst, dass der Körper den Embryo vielleicht doch plötzlich von selbst abstößt und ich als Notfall ins Krankenhaus muss und und und …
Der Tag der OP verlief sehr gut, das Pflegpersonal und die Ärzte waren super nett. Ich bin morgens um 07.00 Uhr ins Krankenhaus gegangen, um halb zehn war ich wieder auf dem Zimmer und um 11.00 durfte ich mit meinem Mann nach Hause, um mich dort zu erholen. Die OP ist gut verlaufen, ich hatte keine Beschwerden von der Vollnarkose und die Schmerzen hielten sich auch in Grenzen. Mein Mann hat mich wundervoll umsorgt (einkaufen, kochen, gutzureden, …)!
In der Zeit der Fehlgeburt und danach, hat es mir eigentlich an nichts gefehlt. Die Frauenärztin war sehr sachlich, für mein Empfinden vielleicht auch ein bisschen abgebrüht. Aber Fehlgeburten gehören wohl zu ihrem Berufsalltag und dass sie da eine gewisse Distanz dazu entwickeln muss, ist auch nachvollziehbar.
Unser Umfeld war sehr traurig über diese negative Nachricht und die Info, dass unsere Schwangerschaft nicht planmäßig verlaufen ist. Wir haben sehr viel Zuspruch, liebe Worte und Unterstützung erhalten. Sei es mit lieben Umarmungen, Karten mit lieben Worten, einer Kerze zum Anzünden … All dies hat uns sehr gut getan. Wäre ich mit der Nachricht alleine gewesen, hätte mich all das wohl noch viel mehr erschüttert. Ich bin dankbar, dass wir auch diese nicht schöne Geschichte mit unserem Umfeld teilen konnten und Unterstützung erfahren durften. Und dann gab es plötzlich viele Stimmen, die von Fehlgeburten (bei sich selbst oder aus dem Umfeld) erzählten und so musste ich mich nicht mehr so sehr als “die Einzige” fühlen.
Der erfolgreiche und unkomplizierte Verlauf der Operation hat mich sehr gestärkt. Ich glaube, dass mein Körper fit und gesund ist, weil er die Operation, die Narkose und die Heilung gut vertragen hat. Ich hatte kaum Schmerzen, wenig Blutungen und fühle mich soweit fit. Die Schwangerschaftserscheinungen sind weg, ich spüre, dass mein Körper wieder mir gehört. Die OP ist nun 10 Tage her und ich warte auf meine erste Periode. Natürlich hoffe ich, dass sich mein Zyklus wieder einpendelt und wir wieder versuchen können, schwanger zu werden.
Nebst vielen Gesprächen mit lieben Menschen und meinem über alles geliebten Mann, gehe ich zur Akupunktur (dies auch schon vor Schwangerschaftsbeginn). Ich bin der Meinung, dass die Akupunktur mich und meinen Körper sowie auch meinen Geist stärken kann. Ich habe außerdem ein für mich erstelltes Spagyrik-Spray, welches ich einnehme, wenn es mir nicht so gut geht. Und wenn es zwischendurch Mal zu Tränen kommt, dann dürfen diese auch fließen.
Mein Mann und ich blicken positiv in die Zukunft, wir werden wieder versuchen schwanger zu werden und wir wollen uns bei einem positiven Schwangerschaftstest wieder genauso innig und fest freuen, wie beim ersten Mal.
Ich hoffe sehr, dass bei einer erneuten Schwangerschaft die Freude gegenüber der Angst überwiegt. Denn das kleine Wunder im Bauch soll spüren, wie unglaublich dankbar wir sind und wie sehr wir uns freuen! Wir hoffen sehr, dass das Glück das nächste Mal auf unserer Seit sein wird.